WZB-Zeitzeugen

Die Zeitzeugen

Meinolf Dierkes


 war 1980 bis 1987 der erste PrĂ€sident des WZB. Der Ökonom war zuvor vier Jahre lang Direktor des WZB-Instituts fĂŒr Umwelt und Gesellschaft. Damals waren die verschiedenen Forschungseinheiten des WZB noch ĂŒber West-Berlin verteilt. Als PrĂ€sident gestaltete Dierkes die ZusammenfĂŒhrung an einen Ort – und er gestaltete diesen Ort, das GebĂ€ude am Reichpietschufer mit dem markanten Neubau von James Stirling. Zu Umweltbewusstsein und Ökobilanzen zu arbeiten, war neu, als Meinolf Dierkes in den 1970er Jahren damit anfing. Wie kann Wissenschaft innovativ und kreativ bleiben? Diese Frage ist ihm geblieben, auch nachdem er das WZB auf dem Weg von der wissenschaftlichen Avantgarde in die anerkannte Mitte der Forschung begleitet hatte. Zum Interview.

 

Friedhelm Neidhardt


 war 1994 bis 2000 PrĂ€sident des WZB. Er stand dem Forschungsinstitut fĂŒr Soziologie in Köln vor, als er 1988 Direktor der WZB-Abteilung Öffentlichkeit und soziale Bewegungen wurde und mit Neugier und Familie in die noch geteilte Stadt Berlin zog. Wissenschaft sei „organized scepticism“, zitierte Friedhelm Neidhardt gerne Robert K. Merton. Daraus leitete er Bescheidenheit und SelbstreflexivitĂ€t ab – Haltungen, mit denen das WZB fĂŒr seine erste Evaluation durch den Wissenschaftsrat im Jahr 1997 bestens gewappnet war. Auch den schnellen Rat aus der Wissenschaft fĂŒr Probleme der Praxis lehnte er ab. Doch alle Skepsis als Grundhaltung hielt den PrĂ€sidenten Neidhardt nicht von großen Visionen ab: Im WZB sollten die alten „Staatswissenschaften“ Recht, Wirtschaft, Politik und Sozialforschung zu einer neuen Einheit finden. Zum Interview.

Wolfgang Zapf


 war 1987 bis 1994 PrĂ€sident des WZB. Gekannt hat er das Haus von Anfang an: Bereits im GrĂŒndungsjahr 1969 war der Soziologe an der Planung eines WZB-Friedensforschungsinstituts beteiligt – die PlĂ€ne wurden nicht Wirklichkeit. Von Mannheim aus engagierte er sich im Beirat des WZB und saß Mitte der 1980er Jahre einem strukturprĂ€genden Gremium vor, das sogar seinen Namen trug: der „Zapf-Kommission“. Sozialberichterstattung und Wohlfahrtsforschung waren die Schwerpunkte der Forschung von Wolfgang Zapf, der sich ganz praktisch um die scientific community verdient machte, indem er nach der Wende Forscherinnen und Forschern aus der Akademie der Wissenschaften der DDR im WZB eine neue WirkungsstĂ€tte bot. Zum Interview.

 

JĂŒrgen Kocka


 war von 2001 bis 2007 PrĂ€sident des WZB. Schon das GebĂ€ude begeistert den Historiker Kocka: Im Haus des Reichsversicherungsamts zu arbeiten, einer ehemaligen Zentrale des entstehenden deutschen Sozialstaats, ist fĂŒr ihn ebenso anregend wie der Kontrast zum postmodernen Neubau. Vor seiner Zeit am WZB hat JĂŒrgen Kocka die „Bielefelder Schule“ der Sozialgeschichte mit geprĂ€gt. Geschichte ist fĂŒr ihn eine ökumenische Disziplin – offen zur Ökonomie, den Rechtswissenschaften, zu Kultur und Gesellschaft. Dem PrĂ€sidenten Kocka lag an der SprechfĂ€higkeit des WZB – am Austausch zwischen den Abteilungen und an der Vermittlung nach außen, in die Gesellschaft.
Zum Interview.

 

Wolfgang van den Daele


 war von 1989 bis 2005 Direktor der WZB-Abteilung Normbildung und Umwelt, die ab 2000 den Namen Zivilgesellschaft und transnationale Netzwerke trug. Wie handeln Menschen ihre Interessen untereinander aus? Welche Rolle spielen dabei Argumente? Das Hauptaugenmerk des Juristen galt der Analyse von Verfahren, speziell im Bereich der Umweltpolitik, etwa bei Auseinandersetzungen ĂŒber Nutzen und Schaden der Gentechnik. Am weitesten ĂŒber die Rolle des bloßen Beobachters hinaus wagte sich van den Daele als Mitglied des Nationalen Ethikrates in den Jahren 2001 bis 2007. Seine Bilanz ist insgesamt optimistisch: Wer an Auseinandersetzungen teilnimmt, kann die eigenen Werte nicht fĂŒr selbstverstĂ€ndlich und allgemein verbindlich halten. Diskurs fĂŒhrt zu Ent-Fundamentalisierung.
Zum Interview.

Peter J. Katzenstein

 war von 2005 bis 2012 Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats des WZB. Er bleibt dem Haus als Research Fellow und als Mitglied des Kuratoriums eng verbunden – und kennt es seit den AnfĂ€ngen, als er bei Besuchen in Europa in der Presse auf den Streit um die GrĂŒndung aufmerksam wurde. Der in Deutschland geborene Katzenstein ist amerikanischer Politikwissenschaftler mit internationalem Renommee und Netzwerk. „Sehr deutsch“ findet er vieles am WZB, bĂŒrokratisch und festgelegt. Allerdings: Dass die problemorientierte Grundlagenforschung vom gesellschaftlichen Bedarf und nicht von der theoretischen Schule her an die Dinge herangeht, mutet ihn schottisch-amerikanisch an.
Zum Interview

 

Stephan Leibfried

 war in den Jahren von 2006 bis 2015 Mitglied im Kuratorium und im wissenschaftlichen Beirat des WZB. Dieses Engagement war in den frĂŒhen Jahren des WZB nicht abzusehen. Denn der damalige Student der Politikwissenschaften und des Rechts Stephan Leibfried war einer der vehementesten Kritiker einer vermeintlichen „GmbH-UniversitĂ€t fĂŒr die Mandarine der Zukunft“. Vom Kritiker wurde Leibfried ĂŒber die Jahre zum Freund und Berater des WZB, dem er innovative AnsĂ€tze und eine mutige Personalpolitik attestierte. Inhaltlich lag dem in Bremen ansĂ€ssigen Sozialwissenschaftler der Sozialstaat besonders am Herzen. Und immer beschĂ€ftigte ihn die Frage nach geeigneten Formaten fĂŒr die AusĂŒbung von Wissenschaft. Stephan Leibfried ist am 28. MĂ€rz 2018 gestorben.
Zum Interview

 

Volker Hauff

 war von 1973 bis 1980 Vorsitzender des Kuratoriums des WZB. Der SPD-Politiker war in diesen Jahren zunĂ€chst StaatssekretĂ€r im Bundesministerium fĂŒr Forschung und Technologie,  dann ĂŒbernahm er das Ministeramt. In der Zeit der inhaltlichen Etablierung des WZB als fĂŒhrendes sozialwissenschaftliches Institut und wĂ€hrend der Planungen fĂŒr den Um- und Neubau am Reichpietschufer war er ein starker VerbĂŒndeter aus der Politik. Ab den 1990er Jahren engagierte er sich als Vorsitzender des Vereins der Freunde und Förderer des WZB. Zum Interview